Yankees leisten sich eine Geldoffensive

Was geht ab in der amerikanischen Profiliga?
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Franz Fischer
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Yankees leisten sich eine Geldoffensive

Beitrag von Franz Fischer »

Eine halbe Milliarde
Die New York Yankees leisten sich eine Geldoffensive

New York - Als die New York Yankees 1930 ihrem Spieler George "Babe" Ruth einen neuen Vertrag anboten, gab es heftige Kritik, weil der Baseballspieler mit einem jährlichen Gehalt von 80 000 Dollar mehr verdienen sollte als der damalige US-Präsident Herbert Hoover. Ruths Reaktion auf die Vorwürfe: "Na und? Ich hatte ein besseres Jahr als Hoover."

Es gehört zum Selbstverständnis dieses Baseballvereins, den Spielern unfasslich hohe Gehälter zu zahlen. Die Ausgaben vor der neuen Saison, die im April beginnt, übertreffen aber alles, was ein Sportverein für Spieler ausgegeben hat. Wenn Uli Hoeneß vor 18 Monaten nach eigenen Angaben "die Schatulle geöffnet" hat, dann haben die Yankees nun Fort Knox geplündert. 423,5 Millionen Dollar gab der Verein bisher für neue Akteure aus. Zum Vergleich: Die anderen 29 Vereine der Major League Baseball unterzeichneten mit neuen Spielern Verträge im Wert von insgesamt 296,6 Millionen.

Die Yankees stellten in dieser Woche den First Baseman Mark Texeira als Zugang vor, er wird in den kommenden acht Jahren 180 Millionen Dollar verdienen. Zuvor hatte der Verein die Werfer C.C. Sabathia (161 Millionen für sieben Jahre) und A.J. Burnett (82,5 Millionen für fünf Jahre) verpflichtet. New York hat nun die vier teuersten Spieler der Liga unter Vertrag, neben Texeira und Sabathia stehen auch Alex Rodriguez (275 Millionen für zehn Jahre) und Derek Jeter (189 Millionen für zehn Jahre) in den Diensten der Yankees.

"Wir investieren nicht nur in die Gegenwart sondern in die Zukunft", sagte Klub-Eigentümer Hal Steinbrenner bei der Vorstellung von Texeira. Vor allem aber investieren die Yankees wegen der Vergangenheit. Der letzte Titelgewinn liegt acht Jahre zurück, in der vergangenen Spielzeit verpasste die Mannschaft die Playoffs deutlich, und - was noch schlimmer wog - Erzrivale Boston Red Sox gewann sechs Saisonspiele mehr. Um das zu ändern, segnete Steinbrenner die höchsten Ausgaben in der Geschichte der New York Yankees ab. Hal Steinbrenner ist der Sohn von George Steinbrenner. Dessen Vermögen schätzte das Forbes-Magazin im Jahr 2007 auf 1,3 Milliarden Dollar. Erworben hat er es mit dem Bau von Schiffen und Weizen-Transporten auf ihnen.

Im Baseball können die Steinbrenners ihr Geld nach freien Stücken lassen. Anders als in vielen anderen Sportarten in den USA gibt es keine Gehaltsobergrenze. Die Vereine müssen lediglich eine so genannte Luxussteuer abführen, wenn sie überdurchschnittlich hohe Gehälter zahlen. 2008 lag der Gehaltsetat der Yankees bei 201 Millionen Dollar, was eine Steuer von 26,9 Millionen Dollar bedeutete. 2009 überweist der Klub seinen Spielern mehr als 210 Millionen Dollar und wird damit fast 30 Millionen Dollar an Steuern bezahlen müssen - das ist mehr, als die Florida Marlins für den gesamten Kader ausgeben. "Wenn sich andere Eigentümer beschweren, dass wir in unseren Verein investieren, kann ich trotzdem ruhig schlafen", sagt Steinbrenner. "Durch unsere Ausgaben helfen wir den anderen Klubs sogar."

Mit der Luxussteuer werden Jugendprogramme finanziert und ärmere Vereine unterstützt. Manager Brian Cashman (sic!) sagt: "Wir bezahlen anderen Klubs Millionen von Dollar, wir sorgen bei Auswärtsspielen für volle Stadien. Nur so können diese Vereine überleben." Den Vorwurf, während einer Rezession fast eine halbe Milliarde Dollar für Sportler auszugeben, kontert Cashman so: "In einer Finanzkrise braucht man das bestmögliche Produkt. Das haben wir, deshalb geht es uns gut."

Dass die Investitionen nicht automatisch den Gewinn zahlreicher Titel bedeuten, ist den Verantwortlichen bewusst. Im Februar 2004 stachen die Yankees bei den Verhandlungen um Alex Rodgriguez die Boston Red Sox aus. Seitdem haben die zwei Meistertitel gewonnen, die Yankees keinen. "Den Winter zu gewinnen, kann am Ende der Saison überhaupt nichts bedeuten", sagt Cashman. Den Winter 2008/09 haben die Yankees gewonnen. Was das wert ist, wird man im Herbst sehen. Jürgen Schmieder

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.6, Freitag, den 09. Januar 2009 , Seite 27


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